Ein Reisebericht – Der IPZV Radevormwald besuchte die Heimat der Islandpferde
Eine Woche lang ging es Anfang Oktober 2023 für acht Frauen des IPZV Radevormwald auf die Vulkan-Insel im Nord-Atlantik. Dort erlebten wir atemberaubend schöne Landschaften, wundervolle Islandpferde, gutes Essen, freundliche Menschen und ganz, ganz viel Natur – kurz: eine tolle Urlaubszeit. Und das alles bei zumeist allerbestem Wetter. Denn der Wettergott meinte es besonders gut mit uns, die eingepackte Regenkleidung konnte größtenteils unbenutzt im Koffer bleiben.
Man mag es kaum glauben, aber uns Frauen fehlten bereits bei der ersten Fahrt über die Insel schnell die Worte, zu beschreiben, was das Auge sah: „oh, wie ist das wunderschön“, „ wie toll“, „das ist ja mega“, hieß es anfangs immer wieder. Doch es wurde zusehends stiller im Auto, denn was will man sagen, welche Superlative will man bemühen, angesichts der ergreifenden Schönheit der isländischen Landschaften mit ihren grandiosen Naturgewalten. Und das nicht nur vereinzelt. Auf Island warten die Naturschönheiten praktisch an jeder Ecke. Wobei die Straßen allerdings oft schnur-geradeaus führen (natürlich nur, wenn nicht gerade eine Elfen- oder Troll-Behausung im Weg steht und die Straße einen Bogen schlagen muss). Unterwegs über die Insel kann der Blick über weites Land wandern, oft mit schneegezuckerten und gletscherbedeckten Vulkan-Bergen im Hintergrund, in einer Landschaft wie gemalt.
Der erste Tag führte uns von dem Küstenort Borganes aus auf die Halbinsel Snæfellsnes. „Island im Kleinformat“ wird die Region auch gerne genannt. Und das nicht zu Unrecht, hier gab es kompakt schon einmal einen Vorgeschmack auf das, was uns so alles später noch erwartete. Allgegenwärtig erhebt sich der gletscherbedeckte Berg Snæfellsjökull und der Ausblick auf den Vulkan begleitete uns an diesem Tag auf unserer Rundfahrt um die Landzunge. Wir besuchten die Seehunde am Robbenstrand Ytri Tunga und die schwarze Kirche in Búðir sowie das angrenzende Lavafeld Búðahraun. Weiter ging es Richtung Arnarstapi. Hier gab es beeindruckende Ausblicke auf die wilde Steilküste mit ihren wasserumtosten Basaltsäulen, ihren Höhlen und Felsentoren. Dies alles konnten wir später noch eingehender auf unserer kurzen Wanderung von Arnarstapi in den Nachbarort Hellnar betrachten. Von dort ging es mit dem Auto weiter nach Olafsvik, wo am Hafen der wohl weltbeste Kakao zu bekommen ist. Nach einem weiteren Zwischenstopp am Kirkjufell, einem Berg am Ufer des Fjordes Grundarfjörður des Fjordes erreichten wir gegen Abend unser Hotel in Hella.
Von Hella aus starteten wir am nächsten Tag zum Islandpferde-Reiter-Highlight unter den zahlreichen Reise-Highlights. Uns erwartete ein rund vierstündiger Ritt zum schwarzen Strand in der Nähe der Gemeinde Ölfus. Ausgangsort der Reittour war der Hof „Coras House & Horses“ von Cora Claas, die unweit von Selfoss eine kleine Farm mit Reitschule betreibt. Die gebürtige Deutsche bewies bei der Auswahl der Pferde ein glückliches Händchen, so dass jede Reiterin den passenden Tölter unterm Popo hatte. Auf breiten Wegen, entlang der Straßen und später durch die weite Isländische Natur, ritten wir – nicht selten im fröhlichen Tölt – bei windigem aber sonnigem Wetter der Küste entgegen. Die zuverlässigen und fleißigen Tiere trugen uns sicher durch die Ebene Richtung Strand. Dort angekommen ging es zunächst weiter im Tölt, später im flotten Galopp über den tiefschwarzen Sand. Was für ein Erlebnis: lauter strahlende Gesichter – Lebensfreude pur! Nach einer kurzen Verschnaufpause mit Picknick, ging es leider wieder zurück zur Farm. Der Rückweg führte uns durch seichte Wasserlandschaften. Auch dies bewältigten die Pferde im flotten Tölt, so dass das Wasser nur so spritze! Nasse Frauen-Füße? Egal!
Viel zu schnell war der Ritt vorbei und es hieß Abschied nehmen von Cora und ihren Isländern. Auf der Weiterfahrt in Richtung Vík í Mýrdal legten wir noch einen Zwischenstopp am Seljalandsfoss ein. Aus rund 60 m Höhe fällt hier das Wasser in mächtigen Kaskaden herab. Aber das eigentlich besondere ist, dass man hinter diesem Wasserfall her gehen kann. Man kann sozusagen hinter die Kulisse schauen – und wird ordentlich nass dabei!
InVík í Mýrdal machten wir einige Tage Station und erkundeten die Umgebung. So besuchten wir am nächsten Tag zunächst den Skógafoss. Hier fällt das Wasser ebenfalls aus rund 60 m Höhe in die Tiefe. Und dies kann man sich auch von oben betrachten. Vom Fuß des Skógafoss aus führt eine Treppe mit rund 460 Stufen (!) hinauf zur Kante. Von dort hat man einen fantastischen Blick: Auf der einen Seite schlängelt sich der Skógá durch die Hoch-Landschaft und auf der anderen Seite reicht der Blick über das Flussdelta hin bis zum Meer – was für Gegensätze.
Nach einem kurzen Abstecher zur Gletscherlagune Sólheimajökull ging es anschließend wieder in Richtung Vík und dort auf die 115 m hoch aufragende Halbinsel Dyrhólaey. Von dort oben bot sich eine hervorragende Aussicht über die Küste: den schwarzen Strand, das Meer, auf ein großes Felsentor unterhalb des Kaps sowie die Felsformation Reynisdrangrar. Diese drei Felsnadeln befinden sich am Lavastrand von Vík. Mit seiner Höhle, den Basaltsteinen und dem tiefschwarzen Sand ist dieser gleichzeitig einer der schönsten aber auch der gefährlichsten Strände weltweit. Denn hier können praktisch aus dem Nichts sogenannte „Sneaker Waves“ entstehen, die urplötzlich weite Teile des Strandes überspülen und einen enormen Sog entwickeln. Bei unserem Besuch blieb das Meer zum Glück zahm.
Am fünften Tag unserer Reise ging es mit dem Auto über die Ringstraße in Richtung Osten. Allein die abwechslungsreiche Fahrt durch die traumhaft schöne isländische Landschaft war eigentlich grandios genug. Aber auch diesmal galt nicht „der Weg ist das Ziel“, sondern Zweck der Fahrt war der Besuch der Gletscherlagunen Jökulsárlón und Fjallsárlón. Diese gehören zu den 30 Auslässen des riesigen Vatnajökull der größten Eiskappe Island, ja sogar Europas. Die Eisschicht des Gletschers beträgt bis zu 1000 m und er bedeckt rund 8 % der Fläche Islands.
Am Fjallsárlón angekommen hieß es erst einmal „Schwimmwesten an und rein ins (Zodiac-)Vergnügen“. Mit dem motorisierten Schlauchboot fuhren wir Richtung Gletscherkante, vorbei an den auf der Lagune treibenden Eisbergen. Die großen Eisbrocken brechen regelmäßig von den Gletscherzungen ab, die an das Wasser der Seen heranreichen. Das Eis changiert in den unterschiedlichsten Farben: blau, weiß, grau und stellenweise färbt die Vulkanasche die Eisberge sogar tiefschwarz. Und es ist wirklich beeindruckend, diesen Giganten so nahe zu kommen. Wohl wissend um den Titanic-Effekt, denn zu sehen ist ja bekanntlich nur die Spitze des Eisberges. Was für eine aufregende Tour!
Und zurück an Land dachten wir, dass alles sei nun heute aber nicht mehr zu toppen…
und dann kamen wir zum angrenzenden Diamond Beach. Dort liegen sie auf dem schwarzen Sand: glitzernde kleine, ganz kleine, große und ganz große Eisblöcke, die der Atlantik auf den Strand gespült hat. Wenn sich dann noch die Sonne im rund tausend Jahre alten, kristallklaren Gletscher-Eis spiegelt: Wow! Was die Natur hier immer wieder neu erschafft sucht ihresgleichen.
Am nächsten Tag stand der „Golden Circle“ auf unserem Programm. Auf dieser beliebten Touristen-Route kann man in kurzer Zeit einige der schönsten Naturwunder Islands -zumindest ansatzweise- erkunden. Wir besuchten den Kratersee Kerið und den beeindruckend großen Gullfoss. Durch diesen Wasserfall donnert das Wasser über eine Breite von rund 200 m über zwei Stufen lautstark hinab in einen Canyon. Im Sommer strömen jede Sekunde etwa 140 Kubikmeter Wasser den Gullfoss hinunter. Das ist eine beeindruckende Menge Wasser und beim Betrachten der Wassermassen und der aufsteigenden Gischt wird einem die Urgewalt der Natur bewusst.
Auch dem unter schwefeligem Dunst liegenden Geothermalgebiet im Haukadalur-Tal statteten wir einen Besuch ab. Neben den zahlreichen heißen Quellen konnten wir den Strokkur bei seinen regelmäßigen Ausbrüchen beobachten. Der Strokkur ist der aktivste Geysir Islands. Er bricht auf natürlichem Wege alle vier bis zehn Minuten aus und erreicht dabei eine Höhe von 15 bis 20 Metern.
Nach all diesen Eindrücken brauchten wir dringend eine Stärkung. Diese erhielten wir in Form einer köstlichen Tomatensuppe, die wir bei unserem anschließenden Besuch auf dem mit erneuerbaren Energien betriebenen Tomatenhof Friðheimar serviert bekamen. Unser Islandpferde-Freunde-Herz höher schlagen ließ allerdings nicht die Tomatenzucht, sondern die Pferde, die ebenfalls auf dem Hof gezüchtet werden und bei deren Training wir zuschauen konnten.
Weiter ging es am Nachmittag zum Þingvellir- Nationalpark. Die Landschaft rund um den See Þingvallavatn atmet nicht nur Geschichte, sie ist zudem noch wunderschön. Bei unserem Besuch leuchtete -quasi als Sahnehäubchen obendrauf- alles in den buntesten Herbstfarben. Der Ort hat besondere Bedeutung für die Historie Islands. Hier tagte ab dem Jahr 930 alljährlich (bis etwa 1800) der Althing. Bei dieser gesetzgebenden Versammlung handelt es sich um eines der ältesten Parlamente der Welt. Auch geologisch hat der Ort einiges zu bieten. So konnten wir uns unter anderem an der Silfra-Spalte das Auseinanderdriften der amerikanischen und eurasischen tektonischen Platten ansehen.
Vom Nationalpark aus fuhren wir gegen Abend Richtung Reykjavík. Dort verbrachten wir die Nacht und den letzten Tag unserer Reise. Wir nutzen die Zeit für ausgiebige Shopping-Touren und Sightseeing. Einige nahmen auch die Gelegenheit wahr, an einer „Whale-Watching-Tour“ teilzunehmen. Wale gab es leider nicht zu sehen, schade, aber als kleine Entschädigung begleiteten zahlreiche Delfine das Schiff, das vor der Küste Reykjavíks unterwegs war. Nach einem letzten gemeinsamen Pizza-Essen in der nördlichsten Hauptstadt der Welt, ging es zeitig ins Bett. Am nächsten Morgen hieß es für alle früh aufstehen: viel zu schnell war die Woche vorbei und es ging mit dem Flieger zurück Richtung Heimat. Tschüss Island – wir kommen gerne noch mal wieder!